• Veröffentlichungsdatum : 15.02.2022
  • – Letztes Update : 24.02.2022

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Videobasiertes Sprachenlernen an der LVAk

Elisa Schnell, Johanna Wanderer

Die Digitalisierung des Sprachwesens ist im Sprachinstitut des Bundesheeres (SIB) an der Landesverteidigungsakademie (LVAk) seit vielen Jahren ein fester Bestandteil der Auftragsumsetzung. Die ständig wachsenden und sich verändernden sprachlichen Anforderungen setzen einen hohen Grad an Innovationsfähigkeit im Bereich des Sprachwesens voraus. Deshalb beschäftigt sich das SIB mit der Ausarbeitung von neuen Konzepten und didaktischen Grundlagen, um innovative Methoden der Fernlehre in die Sprachaus-, -fort- und -weiterbildung zu implementieren. 

Bereits 2019 wurde am Sprachinstitut des Bundesheeres (SIB) das Projekt „Digitalisiertes Sprachwesen“ initiiert, das die unterschiedlichen Aufgabenbereiche des Sprachinstitutes (Sprachausbildung, Sprachprüfungswesen, Dolmetschen und Übersetzen sowie Terminologie) zusehends digitaler gestalten soll. Mit Beginn der Pandemie 2020 wurden diese innovativen Entwicklungen tatsächlich einer ersten wirklichen Bewährungsprobe unterzogen. Vor allem das Sprachfachpersonal war durch die vollständige Umstellung der Kurse auf die digitale Fernlehre besonders gefordert. Hier zeigte sich, dass fertiges und bereitgestelltes Material fehlte, um die Online- und hybride Sprachausbildung nachhaltig sicherzustellen. Lernvideos wären zu dieser Zeit eine große Hilfe gewesen, waren jedoch noch nicht vorhanden.

Mit Videos lernen

Lernvideos werden im Alltag immer wichtiger. Daher nehmen sowohl der Videokonsum als auch die Videoproduktion zu. Dies ist vor allem auf die Verwendung von mobilen Endgeräten wie Smartphones und Tablets zurückzuführen. Lernvideos sind seit einiger Zeit ein fester Bestandteil von weltweiten Bildungsangeboten. Viele bekannte Universitäten stellen ihre Unterrichte in Form von Lernvideos frei zur Verfügung. Dank der Möglichkeit, diese wiederholt in verschiedenen Lehr-Lern-Szenarien einzusetzen, sind sie optimale Werkzeuge, um neue Wege der digitalen Lehre zu beschreiten und einen orts- sowie zeitunabhängigen Unterricht anzubieten. Sei es als Screencast, als Trickfilm oder als Aufzeichnung eines Vortrages – durch Lernvideos lassen sich unterschiedliche Inhalte auf vielfache Weise veranschaulichen.

Das Unterrichten mittels kurzer Lernvideos, die in umfassendere Lehr-Lern-Szenarien eingebettet werden, ist seit einigen Monaten auch am SIB möglich. Im Frühjahr 2021 wurde das erste 
e-Learning-Labor (E-Lab, Videolabor) im Bundesheer an der Landesverteidigungsakademie (LVAk) eingerichtet. Seit dem Sommer 2021 ist dieses nun in Betrieb und wird vom SIB, von den Instituten der LVAk, aber auch von anderen Dienststellen des Bundesheeres für die Aufnahme von Lernvideos genutzt.  

Die Implementierung des E-Lab ermöglicht dem SIB, weitere digitale Lernformen im Regelbetrieb anzubieten. Nach der Einführung von neuen digitalen Möglichkeiten, wie Tablets für den Englischunterricht oder Selbsteinstufungstests auf SITOS Six (ressortinterne Online-Bildungsplattform; Anm.), wodurch die eigenen Sprachkompetenzen eingestuft werden können, ist das E-Lab ein weiterer Schritt auf dem Weg zur digitalen Transformation des Sprachunterrichtes. Luftfahrtenglisch, deutsche und englische Grammatik, Französisch als einsatzrelevante Sprache – das sind nur einige Bereiche, für die derzeit von Mitarbeitern des SIB Lernvideos erstellt werden. 

Dieses Material dient vor allem dem besseren Verständnis und der Wiederholung einzelner Lehrinhalte. Die Lernvideos werden von Lehrenden unter Einsatz eines interaktiven Whiteboards sowie über ein professionelles Licht- und Aufnahmegerät (hochempfindliche Mikrophone, schallschluckende Elemente sowie einem Greenscreen, Komplettverdunkelung und Studiobeleuchtung) entwickelt. 

Entstehung eines Lernvideos

Der Großteil der Arbeit steckt aber nicht in der Aufnahme, sondern in der Planung des Lernvideos sowie in der Erstellung des gesamten Lehrkonzeptes, worin dieses eingebettet werden soll. Nachstehend wird anhand eines Grammatik-Tutorials die Entstehung eines Lernvideos vorgestellt:

Am Beginn steht die Wahl eines geeigneten Themas (z. B. „das Adjektiv“). Nach sorgfältiger Recherche wird ein Skript verfasst, womit die wichtigsten Fakten kurz und prägnant erklärt werden. Diesem entsprechend, ist eine visuelle Veranschaulichung des Themas in Form einer PowerPoint-Präsentation erforderlich. Dadurch soll das Gesprochene unterstrichen und der Inhalt leichter verständlich gemacht werden.

Sobald das Skript und die Präsentation fertiggestellt sind, beginnt die Arbeit im E-Lab. Wenn alle Geräte aktiviert sind und die Kamera eingerichtet ist, das Licht stimmt sowie das Mikrofon eingestellt ist, die Präsentation am Screen und der Text am Teleprompter zu sehen sind, kann die Aufnahme gestartet werden. Klappe und Action! Wichtig ist, dass die Lernvideos möglichst kurzweilig sind und nicht zu lange dauern, damit die Aufmerksamkeit der Zusehenden erhalten bleibt. Die Lehrinhalte sollten strukturiert und einfach erklärt werden, um ein erfolgreiches Lernergebnis zu erzielen.

Formate für Lernvideos

Es gibt unterschiedliche Formate für Lernvideos, die je nach Inhalt, Zielgruppe und Lernsituation eingesetzt werden können. Das E-Lab an der LVAk eignet sich insbesondere für die Formate „Vortrag für die Web-Kamera“ und „Studioaufzeichnung“.

Screencast: Hier werden Bildschirm und Ton aufgenommen: Diese Technik wird oft gewählt, um eine Software zu erklären oder Kurzvorträge mit Präsentationen
(z. B. PowerPoint) aufzunehmen.

Legetechnik: Anhand des Legens und Verschiebens von Figuren, Abbildungen und Texten werden Lernvideos erstellt. 

Tafel- oder Whiteboard-Anschrift: Dabei wird der Frontalunterricht mit Unterstützung einer Tafel oder eines Whiteboards aufgenommen.

Vortrag für die (Web-)Kamera: Hier wird ein Vortrag mit einer Kamera (auch von einem mobilen Endgerät) gefilmt. 

Reportage: Es handelt sich um die Realaufzeichnung eines bestimmten Geschehens. 

Studioaufzeichnung: Das Video wird in einem Studio mit hoher Video- und Tonqualität produziert. Die Aufnahmen können beispielsweise vor einem Greenscreen erfolgen, um die Einblendung zusätzlicher Inhalte zu ermöglichen. 

Aufzeichnungen von Live-Vorträgen und Web-Konferenzen: Diese können 
z. B. zur Wiederholung des Lernstoffes genutzt werden. 

Animation und Trickfilm: Durch unterschiedliche Software können Bildfolgen oder Animationen erstellt werden.

Interview: Hier wird ein Interview mit Experten oder eine Diskussion unter diesen aufgenommen. 

Blockbuster: Diese Lernvideoswerden wie ein Film mittels Regie, Drehbüchern etc. produziert. 

Digitale Transformation 

Das E-Lab ist Teil des Projektes „Digitale Transformation der MHS“, das einen Beitrag der Militärhochschule zur Weiterentwicklung des Bundesheeres im Projekt „Unser Heer“ darstellt. Es soll den Anschluss an die laufende digitale Transformation der nationalen und internationalen Bildungslandschaft sowie der öffentlichen Verwaltung sicherstellen.

Elisa Schnell, BA MA; HLO, Dolmetscherin und Übersetzerin mit Schwerpunkt „Digitalisiertes Sprachwesen“ am Sprachinstitut des Bundesheeres.

Johanna Wanderer, BEd; Sprachinstitut des Bundesheeres.

 

 

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