Wenn die Lichter ausgehen
Strom ist essenziell für den reibungslosen Ablauf des gesellschaftlichen Lebens. Gingen alle Lichter aus, würden Infrastruktur, Wirtschaft und der gesamte Alltag der Bevölkerung stillstehen. So unvorstellbar dieses Szenario ist, so knapp schrammte Europa und damit auch Österreich am 8. Jänner 2021 in Folge einer Netzüberlastung in Südosteuropa an einem großflächigen Stromausfall vorbei. Wie reagiert nun die heimische Bevölkerung auf dieses Beinahe-Blackout? Wäre sie auf ein Ereignis dieser Art vorbereitet?
Diesen Fragen ging das niederösterreichische Markt- und Meinungsforschungsinstitutes Marketagent in einer aktuellen Umfrage nach. Das Ergebnis zeigt, dass die Nachrichten über den Vorfall zu Jahresbeginn den Großteil der Österreicher erreicht haben. Auch über die Konsequenzen eines Blackouts sowie deren Ausmaß herrscht in weiten Teilen der Bevölkerung ein Bewusstsein. Dass die Vorbereitungen auf den Ernstfall ausreichen, wird jedoch angezweifelt. Gerade in den eigenen vier Wänden fehlt es in vielen Haushalten an Vorräten zur Deckung von Grundbedürfnissen, sollte das Leben tatsächlich für bis zu zwei Wochen stillstehen.
Dass auf Knopfdruck die Lichter angehen, ein Waschgang startet oder der PC hochfährt, ist für die heimische Bevölkerung selbstverständlich. Das Beinahe-Blackout in Europa am 8. Jänner 2021 regte jedoch so manches Gedankenspiel über die Folgen eines kompletten Zusammenbruchs des Stromnetzes an. Mehr als 7 von 10 Österreicher haben sich bereits Gedanken gemacht, welche Konsequenzen ein Blackout hierzulande haben würde (72%). Dass ganz Europa und somit auch Österreich einen völligen Stromausfall in einem anderen europäischen Land zu spüren bekommen könnte, ist dabei mehr als drei Viertel der Befragten bewusst (77%). Trotzdem wäre die grundlegende Versorgung im Ernstfall in vielen Haushalten nicht gewährleistet. In Puncto Vorbereitung besteht somit Nachholbedarf.
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Den Begriff „Blackout“ kennt der Großteil der Österreicher. Gut 8 von 10 Befragten kennen diesen im Zusammenhang mit dem plötzlichen, überregionalen und länger andauernden Ausfall großer Stromnetze. Dass dabei jedoch tatsächlich der gesamte Alltag für bis zu zwei Wochen stillstehen würde, von Beleuchtung, Handy und Internet über Ampeln und Bankautomaten bis hin zur Abwasserentsorgung, war nur knapp zwei Drittel der Befragten bewusst. Immerhin jeder Dritte hätte nicht mit Konsequenzen in diesem Ausmaß gerechnet. Dabei machen sich Männer sowie die Generation 50+ tendenziell etwas mehr Gedanken in Hinblick auf die möglichen Konsequenzen eines Blackouts, unter ihnen herrscht insgesamt mehr Bewusstsein und sie sind informierter.
Wie haarscharf Europa und damit auch Österreich im aktuellen Fall dem kompletten Stromausfall entgangen ist, verfolgten gut 6 von 10 Befragten zumindest teilweise über die Berichterstattung in den Medien. 16 Prozent wurden anderweitig darüber informiert, beispielsweise durch Bekannte. An jedem Fünften ging der Vorfall jedoch gänzlich vorüber. Vor allem innerhalb der jüngeren Generationen wurde ein deutlich geringerer Anteil auf das Beinahe-Blackout aufmerksam: Ein Drittel bekam hier gar nichts von dem Vorfall mit, während unter den 50- bis 69-Jährigen 9 von 10 darüber auf dem Laufenden blieben.
Ist Österreich bereit für den Ernstfall?
Bei der Netzüberlastung zu Jahresanfang kam Österreich sowie ganz Europa glimpflich davon. Doch wäre man hierzulande für den Ernstfall gewappnet? Die heimische Bevölkerung ist skeptisch. Immerhin 57 Prozent der Befragten halten Österreich für gut vorbereitet, die Maßnahmen Europas und der eigenen Gemeinde bzw. Stadt schätzen hingegen nur noch gut 4 von 10 als ausreichend ein. Lediglich 42 Prozent sind zuversichtlich, dass die Vorbereitungen im eigenen Haushalt genügen würden, um bis zu zwei Wochen ohne Strom zu überstehen. Die Männer blicken dabei deutlich optimistischer auf das mögliche Szenario: Die Hälfte ist mit der Versorgungssituation in den eigenen vier Wänden zufrieden, unter den Frauen hingegen nur gut jede Dritte.
Die Mehrheit der RezipientInnen traut sich zu im Ernstfall ohne Strom und Hilfe von außen auszukommen und sich selbst mit lebensnotwendigen Dingen versorgen zu können. Die Hälfte dieser befragten Personen gab an, die Situation nur für maximal eine Woche ohne Hilfe von außen bewältigen zu können. Nur etwas mehr als ein Drittel würde tatsächlich bis zu zwei Wochen oder länger durchhalten. Im Dunkeln tappen müsste dabei zumindest kaum jemand: 93 Prozent hätten im Ernstfall eine Alternativbeleuchtung wie eine Kerze oder Taschenlampe zu Hause. Je knapp 9 von 10 lagern zudem ausreichend Hygieneartikel und ein Erste-Hilfe-Set bzw. eine Notfallapotheke in ihrem Heim. An Müllsäcken mangelt es 84 Prozent nicht. Problematischer wird es hingegen bei der Deckung der Grundbedürfnisse: Der Vorrat an (haltbaren) Lebensmitteln würde nur bei gut 6 von 10 für zwei Wochen ausreichen. Auch Einkäufe könnten für so manchen ein Hindernis darstellen, haben doch nur 56 Prozent genügend Bargeld im Haus. Über eine Möglichkeit, ohne Strom zu kochen, verfügt jeder Zweite, zu heizen gar nur 46 Prozent, was vor allem im Winter zu einer äußerst prekären Lage führen könnte. Lediglich 17 Prozent könnten mit einem Notstromaggregat oder einer Notstromversorgung Abhilfe schaffen.
Kein Blackout im Blackout: Vorsorge für den Stromausfall
Das Szenario eines Blackouts gilt für jede/n Zweite/n als durchaus besorgniserregend, speziell für Frauen (56%) und die Generation 60+ (62%). Um im Ernstfall nicht die Nerven zu verlieren, sondern die Situation gut managen zu können, ist eine entsprechende Vorbereitung notwendig. Dort wo noch Defizite in der Vorsorge bestehen, gaben 7 von 10 der Befragten an, die Lebensmittel- und Trinkwasservorräte aufrüsten zu wollen. 65 Prozent möchten ihren Bargeldbestand erweitern und 6 von 10 ausreichend Hygieneartikel lagern. Jede/r Zweite bekundete zudem Interesse an einer Checkliste oder Broschüre mit Tipps und Anleitungen für einen krisensicheren Haushalt, um für den Fall der Fälle gerüstet zu sein.
Im Umgang mit Krisen sammelte die heimische Bevölkerung im Laufe des letzten Jahres bereits (unfreiwillig) einige Erfahrungen. Die Corona-Pandemie hat bei gut 4 von 10 Rezipienten das Bewusstsein für drohende Krisen geschärft (42%). Mehr als ein Drittel trifft seit Covid-19 bessere Vorbereitungen für derartige Ausnahmesituationen (35%). Ob in den nächsten fünf Jahren in ganz Europa einmal die Lichter ausgehen könnten, darüber herrscht Uneinigkeit: 46 Prozent halten einen großflächigen Stromausfall für denkbar, 54 Prozent rechnen eher nicht damit. Auffallend ist, dass die Rezipienten nach der medialen Berichterstattung über das Beinahe-Blackout im Jänner 2021 dessen Eintreten für deutlich wahrscheinlicher halten als jene, die weniger oder gar keine Informationen darüber erhalten haben. Offenbar konnten die Medienberichte hier ein Bewusstsein für den Ernst der Lage schaffen und die Komplexität des europaweiten Stromnetzes verdeutlichen.
Lisa Patek, MSc ist Marketingleiterin des Online Research Institutes Marketagent.
Studiensteckbrief
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