• Veröffentlichungsdatum : 09.12.2022

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Wer nichts weiß, muss alles glauben

Bianca Bachbauer

Jeder glaubt gar leicht, was er fürchtet und was er wünscht.“ Dieses Zitat von Jean de La Fontaine verdeutlicht, wie wichtig es ist, Informationen kritisch zu hinterfragen. Die Menge an Information, die uns mit einem Knopfdruck zur Verfügung steht, ist überwältigend. Wie sollen wir entscheiden, welcher Quelle wir glauben können?

Ein gutes Mittel dafür ist die Quellenkritik. Dabei wird hinterfragt, wer der Urheber ist, wann, wie und warum sie entstanden ist und inwieweit der Inhalt auf seine Echtheit überprüft werden kann. Eine gesunde Portion Skepsis hilft dabei, Dinge zu hinterfragen, die einen beim Lesen stutzig machen. Oft verstecken sich kleine Hinweise auf die Glaubwürdigkeit einer Information im Text. Dies bedeutet nicht zwangsläufig, dass die Information falsch ist, sollte aber zum kritischen Hinterfragen und Überprüfen anregen. Beispiele dafür können sein:

Veraltete Quellen: 
Alte Informationen werden immer wieder berichtet, was aber nicht heißt, dass sie immer noch relevant sind.

Unzuverlässige Informationen: 
Die Aussagen können nicht überprüft werden. Informationen über Urheber, Erstellungsdatum und Beweise fehlen oder die Quelle ist intransparent. Wenn Belege angegeben werden, sollte man diesen nachgehen, um zu überprüfen, ob sie zu realen Quellen führen. Ein weiteres Beispiel ist die Weitergabe der Beweislast an den Leser („Wissen Sie wirklich, was genau passiert ist?“) oder die Aufforderung eine Negativaussage zu beweisen, was oft nicht möglich ist („Sie sagen, dass es X war, aber woher wissen Sie, dass es nicht Y war?“). Zum Teil werden auch Anekdoten und Informationen aus zweiter Hand als Beweise angeführt. Aussagen, die mit „Jeder weiß, dass…“, „Es heißt, dass…“, etc. beginnen, können ebenfalls nicht überprüft werden.

Unseriöse Berichterstattung: 
„Jemand“ („die Medien“, „die Pharmaindustrie“, „die Elite“, etc.) macht „etwas“. Die Leserschaft bleibt über das genaue „Wer“ und „Was“ im Dunkeln. Oft wird im Bericht explizit darauf hingewiesen, dass dieser die Wahrheit enthält und alle anderen Quellen falsch liegen oder absichtlich die Unwahrheit enthalten. Hinterfragen sollte man außerdem, wenn die berichtete Geschichte keinen Sinn ergibt. Überdramatisierung bzw. die unnötige Verwendung von Superlativen: „größter“, „bester“, „schlimmster“, etc. kann ebenfalls ein Hinweis auf Unglaubwürdigkeit sein. Ebenso, wenn sich der Text auf Informationen, die nicht zum Verständnis beitragen, sondern z.B. auf Emotionen abzielen (Wut, Angst, etc.), konzentriert. Dabei ist es wichtig, die eigenen Einstellungen zu reflektieren und zu prüfen, ob sie die Bereitschaft beeinflussen, die Informationen zu glauben.

Unzuverlässige Urheber: 
Der Urheber ist kein Experte auf dem Gebiet oder seine Glaubwürdigkeit wurde in der Vergangenheit infrage gestellt. Die Veröffentlichung verfolgt einen Hintergedanken (finanziell, politisch, etc.). Auf Webseiten lohnt es sich, Informationen über die Urheber, die Ziele und die Kontaktmöglichkeiten zu erheben. Wird die Information nur von dieser einen Quelle berichtet, lohnt sich das Hinterfragen ebenfalls.

Zahlen und Statistiken: 
Zahlen oder Statistiken werden ohne Quellenangabe berichtet. Das ist besonders kritisch, weil Zahlen ohne ihren ursprünglichen Kontext nicht interpretiert werden können und daher nicht aussagekräftig sind. Ergeben sich beim Nachrechnen der Zahlen Fehler in den Angaben oder werden Zahlen verwendet, die nicht so exakt ermittelt werden hätten können (z.B. die genaue Anzahl der Personen in einer Menschenmenge), wird vielleicht mit einem Hintergedanken berichtet. Selbes gilt, wenn Studien zitiert werden, die nicht den wissenschaftlichen Standards entsprechen (Stichprobengröße, angewandte Methoden …).

Eine Information einer anerkannten Universität ist vertrauenswürdiger als die eines Youtube-Videos oder einer privaten Webseite. Je weniger die dargebotenen Inhalte strengen Richtlinien und Standards genügen müssen, desto eher kommt es zu Falschinformationen. Staatliche Einrichtungen und wissenschaftliche Institute müssen mit hohen Qualitätsstandards arbeiten und werden genau geprüft. Hier können wir mit einer gewissen Sicherheit damit rechnen, dass unser Vertrauen nicht missbraucht wird. Das heißt jedoch nicht, dass wir diese Quellen nicht ebenfalls mit den oben genannten Kriterien kritisch hinterfragen sollten. Wenn wir bei einer Aussage nicht wissen, wie wir die Fragen „Wer?“, „Wie?“, „Wann?“ und „Warum?“ beantworten sollen, dann sollen wir wohl daran glauben.

Kommissärin Bianca Bachbauer, MSc, Klinische und Gesundheitspsychologin i. A. im Heerespsychologischen Dienst.

 

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