Kommandant CSSBN der EUBG 2016-2 im Interview
Oberst Michael Lippert führt bereits zum zweiten Mal das Combat Service Support Battalion der EU Battlegroup (2012-2 und 2016-2). In Österreich ist er seit Februar 2010 Kommandant des Panzerstabsbataillons in Mautern in Niederösterreich. TRUPPENDIENST hat ihn über seine Erfahrungen und Folgerungen als Kommandant eines internationalen Verbandes befragt.
TD: Herr Oberst Lippert, Sie sind nun bereits seit fast drei Wochen mit Ihrem multinationalen Combat Service Support Battalion auf Übungen in Deutschland. Das heißt, dass Österreich für die Logistik der EUBG verantwortlich ist. Können Sie kurz erläutern, was sich in den vergangenen Wochen zugetragen hat?
Lippert: Der erste Teil unseres Trainings war die Verladeübung Joint Derby 16, bei der der Transport in den Einsatzraum auf dem Wasser zu Land und in der Luft geübt wurde. Dabei wurde das gesamte Bataillon in Emden auf ein Schiff verladen und eine Reise in ein fiktives Einsatzland simuliert. Dabei handelte es beim österreichischen Anteil um etwa 450 Soldaten und 170 Fahrzeuge in 73 Containern. In Bremerhaven wurde dann alles wieder entladen und mit verschiedenen Konvois in den Übungsraum, dem Truppenübungsplatz Bergen-Hohne, gefahren. Detail am Rande: Alles ist auch angekommen. Vor allem die Schiffsver- und -entladung war für uns Österreicher ein besonderes Ereignis. Jedenfalls begann gleich nach dem Erreichen des Übungsraumes die nächste Phase, nämlich die Evaluierungsübung European Spirit 16 der EUBG 2016-2 in der wir uns gerade befinden und die Versorgung der EUBG im Einsatzfall trainieren.
TD: Sie sind bereits zum zweiten Mal Kommandant des multinationalen Combat Support Battalion (CSSBN), also dem Logistikverband, der EUBG. Das erste Mal 2012, jetzt ist das 2016. Gibt es Unterschiede zu früher, die Sie bemerkt haben? Hat sich etwas verändert?
Lippert: Ja, es hat sich sehr viel verändert. Bei der EUBG 2012-2 war es das erste Mal, dass wir uns damit beschäftigt haben. Wir waren auf 350 Personen beschränkt. Das ist bei der EUBG 2016-2 um einiges besser geworden. Das Bundesheer hat jetzt die Möglichkeit 500 Kaderpräsenz-Soldaten aufzustellen. Im Prinzip sind zwei neue Kompanien hinzugekommen, so dass das Bundesheer und in weiterer Folge das Logistikbataillon für die EUBG 2016-2 personaltechnisch top dasteht. Der größte Unterschied gegenüber 2012 ist jedoch, dass es jetzt eine Volltruppenübung gibt, wo die gesamte EUBG zusammengezogen worden ist und alle Truppenteile gemeinsam trainieren können.
TD: Da komme ich gleich zum Stichwort „Trainieren“. Wie funktioniert die Zusammenarbeit mit den anderen Nationen? Gibt es Herangehensweisen, die sich verändert haben, auch von Ihrer Seite her?
Lippert: Selbstverständlich gehe ich viele Sachen anders an, weil ich einfach dazu gelernt habe. Gottseidank ist das so. Was sind die größten Unterschiede? 2012 hat sich Österreich mit der Beteiligung am Logistikbataillon einmal einen Überblick verschafft und sich „aufgeschaltet“. Es ging darum, den Verband zu verstehen, zu begreifen und aufstellen zu können. Jetzt sind meine Kameraden und ich einige Schritte weiter. Ich kann sagen: „Okay, das können wir, und jetzt schauen wir, wie wir noch besser mit unseren internationalen Partnern zusammenarbeiten.“ Das haben wir bei der EUBG 2016-2 mehr intensiviert.
TD: Bleibt da noch Zeit für private Sachen?
Selbstverständlich bleibt Zeit für private Sachen. Diese Zeit muss immer sein. Denn es gibt auch eine Zeit nach der Battlegroup. Es ist in einem soldatischen Leben sicher ein Höhepunkt, wenn man als Kommandant ein international voll aufgefülltes Bataillon führen darf oder auch in so einem internationalen Verband arbeiten kann. Man erlebt Sachen, die ich als Österreicher nicht mehr so leicht erleben hätte können. Aber es gibt sehr wohl noch Privatleben. Anders geht es nicht.
TD: Was ist Ihnen in der EUBG 2016-2 wichtig?
Lippert: Das Wichtigste ist: Mit dieser Battle Group entwickeln wir, die teilnehmenden österreichischen Soldaten, die Fähigkeiten des Bundesheers weiter. Das heißt, es ist einfach ein gewaltiger Erfahrungs- und Fähigkeitengewinn für die österreichische Armee. Das alleine ist es wert, dass man sich da wirklich reinhängt und mittut. Es wären viele Dinge nicht angeschafft worden, wenn wir nicht im logistischen Bereich, in der EUBG gewesen wären. Das betrifft vor allem den Bereich der Ausrüstung und den Gerätezuwachs. Alleine deswegen ist es sehr viel wert. Gerade wenn man die heutige Welt anschaut und sieht wie viele Unruhen dort herrschen, würde ich nicht mehr unterschreiben, dass in Zukunft eine EUBG nicht eingesetzt werden würde.
TD: Stichwort „Unruhen“: Wo können Sie sich, abgesehen von politischen Ambitionen, vorstellen, im Rahmen der EUBG mit Ihrem Bataillon hinzugehen? Welchen Einsatzraum können Sie sich vorstellen?
Lippert: Ich glaube, dass die derzeitigen Einsatzräume in Afrika liegen werden. Wenn man schaut, wie viele Nationen, wie viele Mächte sich bereits in Afrika engagieren und wie wenig Europa noch engagiert ist, glaube ich, dass hier ein Bedarf eines Einsatzes liegen könnte. Das ist meine persönliche Einschätzung. Entscheiden tut dies die Politik. Auf jeden Fall hoffe ich, dass diese Zusammenarbeit im Rahmen der EUBG weiter fortgesetzt wird.
TD: Was sind Ihre nächsten Herausforderungen?
Lippert: Auf jeden Fall ist dies die Rückverlegung des gesamten österreichischen Gerätes des Bataillons in die Heimat sowie die Pflege der Ausrüstung. Am 23. Mai 2016 geht es dann für zwei Wochen mit Teilen des Bataillonskommandos nach Strasbourg auf die nächste Übung, wo noch einmal im Rahmen der EUBG 2016-2 ein Einsatz auf Stabsebene geübt wird.
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