Reaktionsmiliz: In 48 bis 72 Stunden in den Einsatz
Das "Risikobild 2030" analysiert die Bedrohungen für Österreich bis ins Jahr 2030 und prognostiziert, wie wahrscheinlich deren Eintritt ist. Themen wie das Auftreten von resilienzgefährdenden Extremereignissen mit kurzer oder keiner Vorwarnzeit sowie der Schutz der Grenzen und kritischer Infrastruktur betreffen direkt die Miliz. Um hier schnell reagieren zu können, werden Milizverbände mit höherem Bereitschaftsgrad geschaffen. Gut ausgebildet, körperlich fit und gut bezahlt stehen sie als Reaktionsmiliz "Gewehr bei Fuß" bereit, um innerhalb von 48-72 Stunden einzurücken. Für den Beginn 2024 sind zwei Jägerkompanien und ein Aufklärungszug geplant.
Wozu Reaktionsmiliz?
Je kürzer die Vorwarnzeit, umso schneller und flexibler muss das Bundesheer reagieren können. Das bedeutet: Die Einsatzbereitschaft muss dementsprechend hoch sein. Nach dem aktuellen System sind die präsenten Verbände Rahmeneinheiten, die im Einsatzfall mit Soldaten aus der Basisausbildung und/oder der Miliz aufgefüllt werden. Der Bedarf für Erstreaktionskräfte in der militärischen Landesverteidigung ist ein brigadestarker Verband und dessen Unterstützungskräfte. Gesamt werden etwa 6.000 Soldaten als Reaktionskräfte benötigt. Dieser Bedarf ist aus den präsenten Kräften nicht zu decken, sodass hier die Miliz erforderlich ist.
Zielgruppe für die "Miliz mit höherem Bereitschaftsgrad" sind Milizsoldaten sowie Frauen in Miliztätigkeit. Vor dem Einsatz durchlaufen die Soldaten eine Einsatzvorbereitung. Wie lange diese dauert ist vom Ausbildungsstand und dem Einsatzszenario abhängig. Im Covid-19-Einsatz waren es etwa drei Wochen, bei komplexen Szenarien im Bereich der militärischen Landesverteidigung kann sie bis zu acht Wochen dauern. Zeit, die man unter Umständen nicht hat. Deshalb sind die Elemente der Reaktionsmiliz auf einem Ausbildungsniveau, mit dem sie ohne Einsatzvorbereitung österreichweit zum Einsatz kommen können. Im Ernstfall sind sie innerhalb von 48 bis 72 Stunden einsatzbereit. Der Startschuss für die Reaktionsmiliz ist der 1. Jänner 2024, ab diesem Termin sind Beorderungen möglich. Vorgestaffelt dazu erfolgt seit Mitte August 2023 die Informationskampagne, seit September ist die konkrete Bewerbung möglich - Interessierte können sich melden und die körperliche sowie die medizinische und psychologische Eignungsprüfung ablegen.
Medizinische und psychologische Eignungsprüfungen entsprechen der Stellungsuntersuchung. Um sich zur Reaktionsmiliz melden zu können, ist die Wertungsziffer 5 oder besser erforderlich. Für die Eignungsprüfung kann jede der sechs Stellungsstraßen in Österreich genutzt werden. Befindet sich der Hauptwohnsitz beispielsweise Innsbruck, der Lebensmittelpunkt eines Interessenten aber in Wien, kann die Stellungsstraße in Wien genutzt werden. Die körperliche Eignungsprüfung findet grundsätzlich beim formierungsverantwortlichen Kommando (JgB12, JgB26 oder AAB4) statt. Noch gültige positive medizinische, psychologische bzw. körperliche Eignungsprüfungen werden anerkannt!
Wann und wo kann man sich melden?
- Interessentenmeldung ab 1. September 2023
- Eignungsprüfungen ab 1. September 2023
- Beorderung ab 1. Jänner 2024
Voraussetzungen
- Militärischer Bedarf
- Freiwillige Meldung
- Hauptwohnsitz im Inland
- Berufliche und private Abkömmlichkeit
- Gültige Verlässlichkeitsprüfung
- Erfüllung der medizinischen, körperlichen und psychologischen Eignung
Mannschaften
- Alterslimits max. 30 Jahre bei Beorderung (Ausnahmen bis max. 47 Jahre bei Erfüllung aller Voraussetzungen möglich)
- Einsatzsoldat: BAK, BA1, BA2/3
Unteroffiziere
- Alterslimit gem. Wehrgesetz (max. 65. Lebensjahr)
- Abgeschlossene MUO-Ausbildung (inkl. Modul Ausbildungspraxis)
- Kaderanwärterausbildung bevorzugt
Offiziere
- Abgeschlossene MO-Ausbildung
- Alterslimit gem. Wehrgesetz (max. 65. Lebensjahr)
Ablauf
- Meldung beim jeweiligen Verband, der die Voraussetzungen prüft
- Bei positivem Ausgang:
- Zuweisung zur körperlichen, psychologischen und medizinischen Eignungsprüfung
- Verlässlichkeitsüberprüfung
- Umbeorderung aus bisheriger Funktion/ Einheit in die Reaktionsmiliz
Leistungen Milizsoldat
- Erstverpflichtung 3 Jahre
- Nach Maßgabe der persönlichen und familiären Verhältnisse keine Befreiungsanträge
- Einrücken innerhalb von 48 Stunden nach Aufbietung, Formierung, kurze Einsatzvorbereitung und Einsatz bis zu 3 Monate
- Regelmäßige Übungen
- Auf fWÜ-Basis max. 30 Tage innerhalb von zwei Jahren, auf MÜ-Basis max. 30 Tage in zwei Jahren für BWÜ gem. dem jeweils festgelegten Übungsrhythmus
- Erhaltung der körperlichen, medizinischen und psychischen Leistungsfähigkeit. Diese ist bei Weiterverpflichtung durch regelmäßige Eignungsüberprüfungen nachzuweisen.
Leistungen Bundesheer
- Regelmäßige, interessante/ abwechslungsreiche Übungs-und Ausbildungsmöglichkeit
- Prämie in der Höhe von EUR 6.000 jährlich, zusätzlich zu regulären Bezügen
Austritt
- Zurückziehen der Freiwilligenmeldung
- Nichterfüllung einer vorausgesetzten Leistung
- Ableistung der Miliz-Übungstage ohne Verlängerung (fMzwMÜ)
- Erreichen eines Alterslimits
Hier bekommen Sie weitere Informationen zur Reaktionsmiliz.
Oberstleutnant Ing. Claus Triebenbacher; Referent in der Generaldirektion für Verteidigungspolitk; Direktion Kommunikation/Interne Kommunikation.
Anmerkung: Dieser Artikel erschien in der Miliz-Info Ausgabe September 3/2023.